BADISCHE ZEITUNG
Do, 07. November 2019
Schüler aus der Partnergemeinde Dardilly besuchen für eine Woche Merzhausen / Begeistert von der Kultur und vom Essen.
- Zum Abschied gab’s in Merzhausens Jugendzentrum eine Halloween-Party.
MERZHAUSEN. Nun sind sie schon wieder abgereist, die sechs Jugendlichen aus Dardilly, die innerhalb eines Austauschprogramms eine Woche in Merzhausen verbrachten. Intensive Freundschaften sind entstanden – und man will sich wiedersehen.
Seit vielen Jahren pflegt der Partnerschaftsverein Merzhausen-Dardilly die
Freundschaft mit der französischen Gemeinde in Nähe von Lyon. Im jährlichen
Rhythmus finden gegenseitige Besuche statt, von Jugendlichen genauso wie von
Erwachsenen. Der Austausch der Jugendlichen findet alljährlich in den
Herbstferien statt, da dies die einzigen Ferien sind – außerhalb der
Sommerferien –, die in beiden Ländern gleichzeitig stattfinden. Wollte man für
den Austausch auch einen Schulbesuch integrierten, wäre dies sehr viel Aufwand,
berichtet Ekkehard Mayer, Präsident des Partnerschaftsvereins in Merzhausen.
2018 waren die deutschen Jugendlichen in Dardilly, in diesem Jahr kamen deshalb
die französischen Jugendlichen wieder nach Merzhausen.
Die 14-jährige Mathilde, die bei Gastgeberin Corinna Dölker untergebracht war,
kam zwei Tage früher als die anderen Jugendlichen. Denn 2018 hatte sie bereits
eine intensive Freundschaft mit der 15-jährigen Eileen bei deren Besuch in
Dardilly begonnen. Die Freude des Wiedersehens war groß für die zwei Mädchen,
und Mathilde durfte vor den Herbstferien noch zwei Tage mit Eileen die Schule
besuchen.
Für das Programm der Austausch-Jugendlichen hatte der Partnerschaftsverein
einige Aktivitäten vorbereitet. Finanzielle Mittel gab’s dafür von der Kommune.
Mayer freut sich, dass Bürgermeister und Gemeinde hinter dem steht, was der
Verein macht.
Ab der fünften Klasse beginnt in Frankreich der Sprachunterricht, wobei die
erste Sprache auch dort Englisch ist. Als zweite Sprache haben die Schüler eine
Wahlmöglichkeit, wobei sich die meisten für Spanisch oder Italienisch
entscheiden, wie Pierre-Collignon berichtet. „Etwa ein Viertel der Schüler
lernt Deutsch“. Als Präsidentin des Partnerschaftsvereins in Dardilly ist
sie quasi das Gegenstück zu Ekkehard Mayer in Merzhausen. „Für die
Franzosen ist die deutsche Sprache schwieriger zu lernen, da muss man fleißig
sein. Deshalb bedeutet es auch, wer Deutsch lernt, gehört zu einer Eliteklasse“,
sagt Pierre-Collignon.
Am ersten Ferientag waren die sechs Jugendlichen zwischen 13 und 17 Jahren in
Merzhausen angekommen. „Die Hemmschwelle der Sprache war zunächst
groß“, erzählt Gastgeberin Dölker. Doch mit dem gemeinsamen Sporttag am
ersten Nachmittag brach das Eis schnell, und die Sprachhürden wurden schnell
überwunden. Es wurde drauf los geschwatzt und man verstand sich bestens.
„Deutschland ist ein sehr schönes Land und hat viel Kultur“, sagt der
13-jährige und selbstbewusste Artur, begeistert von den Aktivitäten der
zurückliegenden Tage. „Ich mag deutsch mehr als spanisch“, ist seine
Antwort auf die Frage, warum er sich für Deutsch als Fremdsprache entschied,
„und man gehört zur Elite“.
Zum Abschiedsabend fanden sich die Jugendlichen bunt verkleidet im Jugendzentrum
von Merzhausen zur Halloween-Party ein und genossen die letzten gemeinsamen
Stunden, denn am Freitag sollte es zurückgehen. Der 14-jährige Auguste
schwärmte vor allem vom deutschen Essen. Unter seine Favoriten fallen
Sauerkraut, Käsespätzle, Kartoffelpuffer und Maultaschen. „Dafür würde ich
in Deutschland bleiben“, sagte er mit sympathischem französischen Akzent.
Die deutsche Aussprache der französischen Jugendlichen war bereits sehr gut.
Natürlich mangelte es noch am Wortschatz, doch mit den deutschen Freunden
„fiel das Lernen der deutschen Sprache sehr leicht“, war die
einhellige Meinung. Artur hat die Idee, später an einem drei-monatigen
Austauschprogramm mit Deutschland teilzunehmen, eine Art Praktikum zu machen.
Und Mathilde verriet, das sie später einen Deutschen heiraten wolle – was
vielleicht nicht so ganz ernst gemeint war. Was den Jugendlichen nicht so gut
gefallen hat? „Dass so viele Erwachsene bei der Halloween-Party
sind“, lautete die Antwort. Da wären sie wohl lieber etwas unter sich
gewesen. Ganz klar war für die deutschen wie für die französischen
Jugendlichen: „Wir werden uns wieder besuchen, auch außerhalb des
Austauschprogramms.“